Die Großblütige Braunelle, Große Braunelle oder Groß-Brunelle (Prunella grandiflora) ist eine Pflanzenart aus der Gattung der Braunellen (Prunella) in der Familie der Lippenblütler (Lamiaceae). Die natürliche Heimat sind hauptsächlich weite Teile Europas.
Beschreibung
Erscheinungsbild und Laubblatt
Die Großblütige Braunelle wächst als ausdauernde krautige Pflanze. Die kurze, dicke bis sehr verlängerte Grundachse ist aus dem meist mehrjährigen Primärspross hervorgegangen. Dieser Hemikryptophyt bildet ein kurzes Rhizom als Überdauerungsorgan. Die grünen Pflanzenteile sind locker mit weißen Gliederhaaren besetzt. Der aufsteigende, mehr oder weniger 10 bis 30 cm lange Stängel ist meist einfach, zwischen den kräftig vortretenden Kollenchymleisten gerillt und oft durch Anthozyan mehr oder weniger violett gefärbt.
Die Laubblätter sind anfangs rosettig gehäuft. An den Stängeln sitzen zwei bis sechs Paare gegenständiger Blätter, deren oberstes vom Blütenstand um 1 bis 5 cm entfernt ist. Alle Blätter haben deutliche, die unteren bis 5 cm lange Blattstiele und eiförmig-lanzettliche, etwa 3 bis 5 cm lange und 1 bis 2 cm breite, abgerundete, kurz zugespitzte, ganzrandige oder sehr seicht gekerbte Blattspreiten. Die Blattspreiten sind beiderseits locker behaart und besitzen drei oder vier Paare bogiger Fiedernerven.
Von Bernd Haynold - Selbst fotografiert, CC BY-SA 3.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=2712178
Blütenstand, Blüte und Frucht
In etwa 3 bis 5 cm langen, eiförmig-kopfigen scheinährigen Gesamtblütenständen stehen scheinquirlige Teilblütenstände mit meist vier bis sechs Blüten. Die Scheinquirle stehen in der Achsel nierenförmig-herzförmiger, in eine scharfe Spitze ausgezogener, größtenteils weißhäutiger und oft violett umsäumter, rau gewimperter Hochblätter.
Die zwittrigen Blüten sind zygomorph und fünfzählig mit doppelter Blütenhülle. Die fünf nur an ihrer Basis verwachsenen Kelchblätter bilden einen zweilippigen, 10 bis 16 (bis 17) mm langen Kelch, der oft rötlich oder purpurfarben gefärbt ist.[1] Die Kelchröhre besitzt eine hervorstehende Nervatur und eine zerstreute Behaarung.[1] Die drei Kelchzähne der Oberlippe ähneln sich; sie sind eiförmig-lanzettlich[2] mit einer Länge von 1 bis 1,5 mm und besitzen abgerundete, bewimperte[2] Ränder.[1] Die Unterlippe misst 7 bis 12 mm, die beiden scharf gekielten[2] Zähne sind durch einen bis 4,5 mm langen Spalt voneinander getrennt.[1]
Die 20 bis 25 mm (auf der Iberischen Halbinsel 18 bis 32 (bis 38 mm)[1]) lange Krone ist kahl und nur auf der Mittellinie der Oberlippe schwach behaart. Meist ist sie lebhaft dunkelviolett gefärbt, zuweilen mehr rotviolett, selten rosa oder weiß (dann auch die Stängel-, Laub- und Tragblätter anthocyanfrei). Die Krone besitzt eine etwa 1,5 cm lange, zurückgebogene,[1] vorn schwach erweiterte Kronröhre, eine fast stielartig abgesetzte, 1 cm lange, stark gewölbte Oberlippe und eine etwas kürzere, dreilappige Unterlippe mit gefranstem Mittellappen.
Die Staubblätter sind unter sich wenig verschieden; alle besitzen einen abgerundeten, höchstens 0,5 mm langen Fortsatz. Die vorderen Staubfäden bilden ungleiche Hebel, deren längere Arme den nektarsammelnden Hummeln den Pollen auf den Rücken schlagen (= nototrib). Der Griffel tritt erst aus der Blüte heraus, wenn die bestäubende Hummel die Blüte verlässt.
Die Klausen sind etwa 2 mm lang, rundlich-eiförmig und besitzen eine hervortretende Nabelfläche.
Die Blütezeit liegt hauptsächlich in den Monaten Juni bis August, vereinzelt noch später.
Verbreitung und Standortansprüche
Prunella grandiflora kommt von Europa bis zum Kaukasus vor: Frankreich, Belgien, Deutschland, Dänemark, Mittelrussland, Ural, Kaukasus, nördliches Kleinasien, Balkan, Oberitalien, Spanien, Portugal.[4]
In den Kalkgebieten Deutschlands, Österreichs und der Schweiz ist die Großblütige Braunelle ziemlich verbreitet. Sie fehlt in den Silikatgebieten und im nordwestlichen Teil der Norddeutschen Tiefebene.
Die Großblütige Braunelle wächst in mäßig-trockenen Magerwiesen auf Lehm- und Kalkboden. Vereinzelt steigt diese Pflanzenart bis zur Baumgrenze: im Wallis bis gegen 2400 m. In den Allgäuer Alpen steigt sie in Bayern zwischen Rubihorn und Gaishorn bis zu einer Höhenlage von 1880 Metern auf.[5]
Prunella grandiflora gehört dem südeuropäischen Gebirgselement an. Die Art verlangt etwas mehr Wärme und Kalk (ohne jedoch kalkstet zu sein) als etwa Prunella vulgaris und meidet im Gegensatz zu dieser stärker gedüngte Wiesen. Nach Ellenberg[6] ist diese Pflanze ein Wärme- und Trockenheitszeiger sowie eine Klassencharakterart der Kalk-Magerrasen (Festuco-Brometea). Sie kommt aber auch in Gesellschaften der Verbände Geranion sanguinei oder Erico-Pinion vor.[7]
Die Kleine Braunelle, auch Gemeine Braunelle oder Gewöhnliche Braunelle (Prunella vulgaris; früher Brunella vulgaris) ist eine Pflanzenart aus der Gattung der Braunellen (Prunella) in der Familie der Lippenblütler (Lamiaceae). Sie ist vom mediterranen bis zum borealen Europa und bis nach Ostasien weitverbreitet.
Von Ivar Leidus - Eigenes Werk, CC BY-SA 3.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=27062399
Erscheinungsbild und Blatt
Die Kleine Braunelle ist eine immergrüne, meist ausdauernde krautige Pflanze. Sie bildet wurzelnde oberirdische Ausläufer aus, mit denen sie sich auch vegetativ vermehren kann. Der 5 bis 30 Zentimeter lange Stängel ist aufsteigend und spärlich behaart. Die gegenständig angeordneten Laubblätter sind in Blattstiel und Blattspreite gegliedert. Die einfache Blattspreite ist elliptisch oder eiförmig, mit ganzem oder gekerbtem Rand.
Blütenstand, Blüte und Frucht
Die Blütezeit reicht von Juni bis Oktober. Der dicht gedrängte Blütenstand ist 1 bis 4 Zentimeter lang und sitzt meist unmittelbar oberhalb des obersten Laubblattpaares. Die Blüten sind zygomorph und fünfzählig mit doppelter Blütenhülle. Die Kelch-Oberlippe endet in drei sehr kurzen Zähnen, deren mittlerer viel breiter ist als die seitlichen, die Kelch-Unterlippe in zwei lanzettlichen, spitzen Zähnen. Die etwa 7 bis 15 Millimeter langen Kronblätter sind blauviolett, nur ganz selten weißlich gefärbt.
Selten kommen Pflanzenexemplare nur mit weiblichen Blüten vor, bei denen die Krone deutlich kleiner ist und den Kelch kaum überragt.
Die Klausenfrucht zerfällt in vier Klausen.
Ökologie
Bei der Kleinen Braunelle handelt es sich um einen Hemikryptophyten.
Die Bestäubung erfolgt hauptsächlich durch Hummeln und andere Hautflügler.
Die klebrigen Klausenfrüchte sind vom Fruchtkelch umschlossen, der sich bei feuchtem Wetter innerhalb einer Minute hygrochas öffnet und dann waagrecht absteht. Fallen Regentropfen auf diese verlängerte Kelchlippe, so werden die Klausen herausgeschleudert. Die Klausen werden also als Regenballist ausgebreitet; aber auch eine Ausbreitung als Klebhafter sowie eine Zufallsausbreitung durch Huftiere ist möglich. Die Fruchtreife erfolgt ab August. Die langlebigen Samen sind Lichtkeimer.[3]
Vorkommen
Die Kleine Braunelle ist vom mediterranen bis zum borealen Europa und Westasien weitverbreitet. Sie ist in den gemäßigten Gebieten der Nord- und Südhalbkugel ein Neophyt.
Die Kleine Braunelle gedeiht auf Halbtrockenrasen, auf Kriech- und Trittrasen, auf feuchten Wiesen oder Weiden oder an Rändern von Waldwegen. Sie ist eine Charakterart der Molinio-Arrhenatheretea-Klasse, kommt aber auch in Gesellschaften der Verbände Agropyro-Rumicion oder Polygonion avicularis vor.[4] Sie ist in Mitteleuropa eine weit verbreitete, häufige Pflanze und kommt vom Flachland bis in das Hochgebirge bis etwa 2000 m Höhe vor.[2] In den Allgäuer Alpen steigt sie im Tiroler Teil am Saalfelder Weg zwischen Steinkarspitze und Kälbelesspitze bis zu einer Höhenlage von 1900 Metern auf.[5]