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Lebensraum Wiese

Das Frühlings-Adonisröschen oder der Frühlings-Adonis (Adonis vernalis) ist eine Pflanzenart aus der Gattung der Adonisröschen (Adonis) in der Familie der Hahnenfußgewächse (Ranunculaceae). Als Frühblüher bildet es bereits im April seine auffälligen gelben Blüten aus. In Zentraleuropa ist die Art gefährdet und steht unter Naturschutz.

Adonis vernalis

Von Franz Xaver - selbst fotografiert - my own photo - first upload de.wikipedia 17:36, 12. Aug 2004 by Franz Xaver, CC BY-SA 3.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=20671

Allgemeine Merkmale und Blätter

Das Frühlings-Adonisröschen ist eine ausdauernde krautige Pflanze, die Wuchshöhen von 10 bis 40, selten bis zu 60 Zentimetern erreicht. Als Speicherorgan dient ein kräftiges Rhizom, dem zum Austrieb zahlreiche Sprosse entspringen.[1] Wie für einen Hemikryptophyten typisch, befinden sich die Überdauerungsknospen an der krautigen Sprossachse nahe der Erdoberfläche und werden durch die Laubdecke oder abgestorbene Blätter geschützt.[2] Das Wurzelsystem ist reich verzweigt und reicht bis zu 1 Meter tief. Die vegetative Vermehrung wird über das Rhizom sichergestellt.[2]

Die meist unverzweigten Stängel wachsen aufrecht. Die fast sitzenden Laubblätter sind wechselständig an der Sprossachse angeordnet. Sie sind ein- bis vierfach fiederschnittig (= fein gefiedert). wobei die einzelnen hellgrünen Fiederchen eine linealische Form aufweisen.[3]

Blüte und Blütenökologie

Dicht unterhalb jeder Blüte befindet sich ein Kranz gefiederter Laubblätter. Die endständigen Einzelblüten messen 4 bis 8 Zentimeter im Durchmesser. Eingeleitet wird die Blüte von fünf breit-eiförmigen, weich behaarten bräunlichen Kelchblättern. Sie liegen eng den spiralig gestellten Kronblättern an. Die zehn bis zwanzig freien Kronblätter sind schmal-keilförmig, 20 bis 40 Millimeter lang und besitzen eine leuchtend (hell)gelbe Farbe. Diese Farbgebung wird durch Flavonglycoside hervorgerufen. Zahlreiche gelbe Staubblätter säumen die ebenfalls in Vielzahl vorhandenen unverwachsenen Fruchtblätter, botanisch als chorikarpes Gynoceum bezeichnet.

Bei Sonnenschein öffnen sich die Blüten, breiten ihre Blütenhüllblätter aus und wenden sich der Sonne zu.[1] Blütenökologisch handelt sich um vorweibliche Scheibenblumen, die ein hohes Pollenangebot für Bestäuber bereithalten. Nektar wird nicht gebildet. Typische Bestäuber sind pollensammelnde Bienen und pollenfressende Fliegen.[1]

Frucht und Ausbreitungsökologie

Die zahlreichen Fruchtblätter entwickeln sich nach erfolgreicher Befruchtung zu Nüsschen, die dicht der mittlerweile verlängerten Blütenachse ansitzen und in ihrer Gesamtheit als Sammelnussfrucht bezeichnet werden. Die in der kugeligen Sammelfrucht enthaltenen eiförmigen Nüsschen werden etwa 5 Millimeter lang. Sie sind zerstreut kurz weiß behaart. Das Exokarp weist eine netznervige Struktur auf. An der Spitze befindet sich der Griffelrest in Form eines hakenförmigen Schnabels. An der Basis der Frucht besteht das Exokarp aus nährstoffhaltigen Zellen, dem Elaiosom.[1]

Die bei Reife ausgetrockneten, hellbraunen Nüsschen fallen einzeln von der Blütenachse ab. Vom Elaiosom angelockte Ameisen übernehmen die weitere Ausbreitung (Myrmekochorie).[1]

1920px Frühlings Adonisröschen Blüte 085

Von Belladonna - Eigenes Werk, GFDL 1.2, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=68505502

Vorkommen und Gefährdung

Das Frühlings-Adonisröschen stammt ursprünglich aus Sibirien und dem Altai. Es ist auch auf Trocken- und Steppenrasen sowie in Kiefernwäldern in Europa und in Westsibirien zu finden. Das Arealzentrum ist westasiatisch-südsibirisch-pontisch-pannonisch.

Die Einwanderung des Frühlings-Adonisröschen nach Mitteleuropa erfolgte erst am Ende der letzten Eiszeit, der Weichseleiszeit. Durch die Tätigkeit der Menschen, Waldrodung und Schafzucht wurden neue Standorte für das Frühlings-Adonisröschen geschaffen. Verbuschung, Wiederbewaldung und der Ackerbau drängten diese Art in Mitteleuropa auf ihre heutigen Reliktvorkommen (sog. Xerothermrelikte) zurück. Alle drei zuletzt genannten Faktoren gefährden auch weiterhin diese mitteleuropäischen Standorte, die ohne Landschaftspflegemaßnahmen auch nicht erhalten bleiben würden.[5]

 
 

In Deutschland kommt das anspruchsvolle Frühlings-Adonisröschen als westlicher Vorposten vor allem in den neuen Bundesländern vor; dort in trockenen Gegenden wie in Brandenburg – wobei das Frühlings-Adonisröschen immer nur lokal verbreitet ist. Nördlich von Frankfurt (Oder) gibt es einige Standorte, beispielsweise am Steilhang der Oder bei Lebus,[6] der Priesterschlucht[7] oder auf Hängen bei Mallnow.[8][5] Die größte zusammenhängende Fläche findet man jedoch in den Bergen zwischen CarzigLibbenichen und Dolgelin. In Dolgelin gibt es eine jährlich wiederkehrende geführte Wanderung zu den Adonisröschen (in der Regel am 3. Samstag im April).

Nach Westen und Nordwesten tritt das Frühlings-Adonisröschen heute in Deutschland nur noch in getrennten Kleinarealen auf: Etwas häufiger sind dabei Standorte im Mitteldeutschen Trockengebiet, beispielsweise im Gebiet der Thüringer Drei Gleichen,[9] nördliches Harzvorland, am Südhang des Kyffhäuser,[10] „Hühnenküche“ (bei Bebertal in Sachsen-Anhalt),[11] Weinberggrund bei Hecklingen (in Sachsen-Anhalt).[12] Aber nur ganz vereinzelt im Rhein-Main-Trockengebiet, zum Beispiel auf dem Mainzer Sand[13][5] oder den Karlstadter Trockenrasen.[14] In Bayern gibt es nur wenige Fundorte, beispielsweise Sulzheimer GipshügelGarchinger Heide[15] und am Sodenberg[16][17]

In Österreich wächst das Frühlings-Adonisröschen im pannonischen Gebiet in den Bundesländern WienNiederösterreich und dem Burgenland. Es tritt häufig bis zerstreut auf, seine Standorte sind jedoch selten. Hauptvorkommen sind Trocken- und Halbtrockenrasen; Nebenvorkommen sind Staudensäume trockenwarmer Standorte.

Allgemein ist das Frühlings-Adonisröschen in kollinen oder montanen Höhenstufen (Alpen und Mittelgebirge) zu finden. Es gedeiht in Trockenwiesen, lichten Föhrenwäldern, sonnigen Eichenwäldern, lockeren Flaumeichenwäldern, Halbtrockenrasen oder auch auf trockenwarmen und buschigen Hügeln. Das Frühlings-Adonisröschen bevorzugt trockene, basen- und kalkreiche, neutrale, humose und lockere Lehm- oder Lössböden.

Das Frühlings-Adonisröschen wird in Deutschland und der Schweiz mit dem Gefährdungsgrad 3 (gefährdet) bewertet. In Österreich gilt es als gefährdet und steht unter vollständigem gesetzlichen Naturschutz. In Bayern ist es stark gefährdet (Gefährdungsgrad 2).

Adonis vernalis wird seit dem 16. August 2000 bei CITES im Anhang II gelistet.[18] Damit ist der internationale Handel mit der Pflanze, der vor allem als Droge zu medizinischen Zwecken erfolgt, nicht generell verboten, bedarf aber einer vom Ausfuhrland auszustellenden Genehmigung.

Als Gefährdungsursachen gelten Bebauung, Umwandlung von Grün- in Ackerland, Abbau und Abgrabung, Überschüttung und Auffüllung, private und wissenschaftliche Sammler, Verbuschung von Magerrasen.[19]

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Von User:BotBln - Eigenes Werk: User:BotBln, CC BY-SA 3.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=18833058

Pflanzensoziologie

Es ist Kennart der pflanzensoziologischen Assoziation Adonisröschen-Fieder-Zwenken-Rasen (Adonido-Brachypodietum) Krausch 1959.[19] Eine weitere Assoziation, der Adonisröschen-Saum (Adonido-Peucedanetum cervariae, auch als Adonido-Thalictretum minus bezeichnet), aus dem Verband der thermopilen Saumgesellschaften (Geranion sanguinei) wurde von Passarge 1979 beschrieben. Die Assoziation tritt im Gebiet der mittlerem Oder auf. Es wird vermutet, dass sie auch in Polen vorkommt. Typische Arten sind neben dem Frühlings-Adonisröschen die ebenfalls namensgebende Kleine Wiesenraute, sowie Kleines MädesüßÄhriger EhrenpreisGewöhnlicher GlatthaferFärber-MeierMittleres LeinblattMittlerer Wegerich und Steppenfenchel. Die Gesellschaft besiedelt flach gelegene Mull-Pararendzinen mit einem pH-Wert zwischen 6,9 und 7,1 auf Moränen der Weichseleiszeit. Standorte sind die Südseite von Hängen, die eine mittlere bis starke Neigung aufweisen. Sie befinden sich im subkontinentalen Klimabereich, der durch eine durchschnittliche Niederschlagsmenge von 480 bis 520 mm pro Jahr charakterisiert ist.[20]

Sven Schwarz

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