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Lebensraum Wiese

Die Wilde Malve (Malva sylvestris),[1] auch Große Käsepappel und Rosspappel genannt, ist eine Pflanzenart aus der Gattung der Malven (Malva) innerhalb der Familie der Malvengewächse (Malvaceae). Ihr deutscher Trivialname Käsepappel hat nichts mit der Pappel zu tun, sondern bezieht sich auf die käselaibförmigen, schleimhaltigen Früchte, aus denen früher Kinderbrei (Papp) zubereitet wurde.[2] Zahlreiche unterschiedliche Volksnamen spiegeln die Popularität und vielseitige Nutzung der Wilden Malve wider. Sie zählt zu den ältesten bekannten Nutzpflanzen und wurde bereits in der Antike als Gemüse- und Heilpflanze angebaut.

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Von Meneerke bloem - Eigenes Werk, CC BY-SA 3.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=33440953

Trivialnamen

Die Wilde Malve trägt unterschiedliche Volksnamen, die verschiedene Aspekte ihrer Bedeutung spiegeln, so unter anderem Käslikraut, Hasenpappel, Hanfpappel, Johannispappel, Katzenkäse, Pissblume, Rosspappel, Ross-Malve oder Mohrenmalve.

 

Erscheinungsbild, Wurzeln und Blätter

Die Wilde Malve wächst als überwinternd grüne, selten ein-, zumeist zweijährige bis ausdauernde krautige Pflanze, die Wuchshöhen von 30 bis 125 Zentimetern erreicht. Mit ihrer spindelförmigen, fleischigen, tiefreichenden Pfahlwurzel ist sie fest im Erdreich verankert. Die innen weiße Wurzel zeichnet sich durch zahlreiche Wurzelfasern aus. Der mit zahlreichen rauen Büschelhaaren besetzte Stängel wächst gewöhnlich aufrecht, jedoch kommen auch Exemplare mit aufsteigendem oder niederliegendem Stängel vor. Der im Querschnitt abgerundete bis kantige Stängel kann in Bodennähe im äußeren Bereich verholzen, innen besitzt er jedoch ein lockeres Mark. Oft stirbt der Stängel nach der Blüte nicht vollständig bis zur Wurzel ab, sondern bildet in den Achseln der untersten, bereits abgestorbenen Laubblätter überwinternde Blattknospen, aus denen die Pflanze im nächsten Jahr neu austreibt. Bei kräftigen Exemplaren können die Pfahlwurzeln dicht unter dem Boden liegende Adventivknospen entwickeln. Aus einigen treibt im folgenden Jahr ein neuer Blütenstängel. Die oberirdischen Pflanzenteile können behaart sein.

Die wechselständig am Stängel angeordneten 2 bis 4 Zentimeter langen und 2 bis 5 Zentimeter breiten Laubblätter bestehen aus Blattstiel und Blattspreite. Der 2 bis 6 Zentimeter lange Blattstiel weist eine raue Behaarung auf und sitzt dem Stängel quer auf. Die beidseitig weich behaarte, grasgrüne Blattspreite ist efeuähnlich rundlich bis herzförmig geformt und fünf- bis siebenlappig. Die Ausgestaltung der Laubblätter hängt von ihrer Stellung an der Sprossachse ab. Die eher rundlichen unteren Stängelblätter besitzen sieben Lappen, die oberen sind spitz-siebenlappig, die obersten Stängelblätter sind gewöhnlich tiefer eingeschnitten und in fünf Lappen unterteilt. Der Blattrand weist eine deutliche Kerbung auf. Die Nebenblätter sind mit einer Länge von etwa 5 mm und einer Breite von etwa 1,5 mm lineal-länglich bis lanzettlich und zugespitzt. Am Grund des Blattstiels sitzen sie dem Stängel quer auf.

Blüte

 
 

Die Blütezeit liegt zwischen Mai und September. Die Blüten stehen meist zu zweit bis viert (selten bis zu zehnt) in Büscheln in den Laubblattachseln, können jedoch auch einzeln stehen. Die behaarten Blütenstiele sind mit einer Länge von 2 Zentimeter kürzer als die Blattstiele und zur Blüte- und Fruchtzeit aufrecht.

Die zwittrigen, fünfzähligen Blüten sind mit einem Durchmesser von 2,5 bis 5 Zentimetern radiärsymmetrisch. Der Außenkelch besteht aus zwei bis drei unverwachsenen, grünen Hüllblättern. Die schmalen Hüllblätter sind bei einer Länge von 2 bis 3 Millimetern sowie einer Breite von etwa 1,5 Millimetern eiförmig bis lanzettlich. Die fünf 3 bis 6 Millimeter langen Kelchblätter sind bis zur Mitte glockenförmig miteinander verwachsen und enden in fünf breit-dreieckigen, spitzen Kelchzipfeln. Die Breite der Kelchzipfel beträgt 2 bis 3 Millimeter. Sowohl der Kelch als auch der Außenkelch können eine zottelige Behaarung aufweisen. Gewöhnlich überragen die Kronblätter den Kelch um das drei- bis vierfache. Die fünf genagelten Kronblätter sind mit einer Breite von etwa 1 Zentimeter schmal, verkehrt-eiförmig und deutlich ausgerandet. Die in der Grundfarbe rosavioletten Kronblätter besitzen feine, im Farbton etwas dunklere Längsnerven (Strichsaftmale), die ihnen ihre charakteristische Musterung verleihen. Die violette Farbgebung beruht auf wasserlöslichen Anthocyanen, die sich im Saft der Zellvakuole befinden. Der Kronnagel ist bewimpert. Die Wilde Malve besitzt zahlreiche Staubblätter, deren lange Staubfäden zu einer walzenförmigen, etwa 3 Millimeter langen und mit Sternhaaren flaumig bedeckten Staubblattröhre verwachsen sind. Diese ist mit den Kronblättern verwachsen, umgibt vollständig den vielspaltigen Griffel und verdeckt den oberständigen Fruchtknoten. Lediglich die fädlichen Narben, die der Länge nach auf der Innenseite der Griffeläste angebracht sind, werden zur Spitze freigegeben. Die nach oben freien Staubfäden tragen nierenförmige, weiße Staubbeutel. Die Staubbeutel sind jeweils mit nur einer Theke ausgestattet. Sie öffnen sich quer, um den Pollen zu entlassen. Die Pollenkörner sind weiß, kurzstachelig und kugelig. Zahlreiche Fruchtblätter sind zu einem rundlichen, etwas niedergedrückten, oberständigen Fruchtknoten verwachsenen. An den Verwachsungsstellen bilden sich Scheidewände aus, so dass, analog zur Anzahl der Fruchtblätter, zahlreiche kammerartige Fruchtfächer entstehen.

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Von Aiwok - Eigenes Werk, CC BY-SA 3.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=12033644

Bestäubung und Blütenökologie

Bei den Blüten handelt es sich blütenökologisch um vormännliche Scheibenblumen. In der männlichen Blütenphase überdecken dicht gedrängt die sich nach oben glockenförmig ausbreitenden Staubbeutel völlig die Griffeläste. Letztere befinden sich in einem noch unreifen Entwicklungsstadium und sind in der Staubblattröhre eingeschlossen. Nach Entleerung des Pollens tritt die Blüte in die weibliche Phase ein. Die Staubfäden krümmen sich nach unten. Die jetzt reifen roten Griffeläste breiten sich strahlig aus. Ihre mit Narbenpapillen besetzten Innenseiten rücken nun ins Zentrum der Blüte und sind für Bestäuber zugänglich. Die Narben werden hierdurch vorzugsweise mit Pollen einer anderen Pflanze derselben Art bestäubt, so dass Selbstbestäubung nur in Ausnahmefällen vorkommt.

Bestäuber sind vor allem Hummeln. Jedoch schätzen auch BienenSchwebfliegen und Hummelschweber den reichlich angebotenen Nektar. Die verdeckten Nektarien befinden sich an der Basis der Staubblätter.[3]

 
 

Frucht und Samen

Die bis zu 1 Zentimeter große, scheibenförmige, kahle Spaltfrucht ist in der Mitte vertieft und weist rings um die Längsachse gleichmäßige Linien auf. Der Außenkelch wird im Zuge des Reifeprozesses abgeworfen, wohingegen die fünf Kelchblätter sich verlängern und schließlich die reife Frucht vollständig einhüllen. Nach abgeschlossener Reifung zerfallen die Spaltfrüchte entlang der Scheidewände in zehn bis zwölf einsamige, nierenförmige Teilfrüchte (kleine Nüsschen) von harter Konsistenz und grubiger, netzartiger Struktur. Die langlebigen braunen und nierenförmigen Samen weisen eine Länge und Breite von etwa 2,5 mm auf.

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Ausbreitung

Die Ausbreitung der Teilfrüchte ist eng an Regenwetter gebunden. Bei Nässe quillt der Kelch aufgrund von Wasseraufnahme auf, öffnet sich und setzt die reife Frucht dem Regen aus. Durch die Kraft der herunterfallenden Regentropfen werden die Teilfrüchte voneinander getrennt und mit dem Wasser verbreitet (Ombrochorie). Da auch die Nüsschen bei Nässe aufquellen und dadurch schleimig-klebrig werden, können sie über Tiere, an deren Fell sie sich heften, verbreitet werden.

Synökologie

Die Wilde Malve dient verschiedenen Falterarten als Raupenfutterpflanze, so beispielsweise dem Malven-Dickkopffalter (Carcharodus alceae), dem Steppenheiden-Würfel-Dickkopffalter (Pyrgus carthami) und der Hellbraunen Bandeule (Noctua interjecta). Larven spezialisierter Rüsselkäferarten wurden ebenfalls als Nutzer festgestellt. Das Zweifarbige Malven-Spitzmäuschen (Malvapion malvae), eine Käferart aus der Familie der Spitzmausrüssler, nutzt die Wilde Malve als Brutpflanze. Seine Larven entwickeln sich im Fruchtknoten der Pflanze, die Verpuppung findet in den Samenkörnern statt.[5] Besonders ist die durch Bundesartenschutzverordnung geschützte Langhornbiene Eucera macroglossa auf die Wilde Malve angewiesen. Sie ernährt sich von Blüten weniger, nahe verwandter Gattungen (oligolektisch) und deckt ihren Pollen- und Nektarbedarf ausschließlich mit Malvengewächsen.[6][7][8][9] Diverse Insekten wie Bienen oder Ohrwürmer nehmen die Blüten der Wilden Malve als Schlafplatz an.[10] Die Samen der Wilden Malve werden gerne von der gesellig lebenden Feuerwanze aufgesucht. Sie saugt an den Früchten und ist häufig zahlreich am Fuß der Malvenpflanze anzutreffen; nennenswerten Schaden verursacht sie jedoch nicht.[11]

Vorkommen

Ursprünglich kommt die Wilde Malve aus Asien und Südeuropa. Heute ist sie in ganz Süd- und Mitteleuropa weit verbreitet. Ihr Vorkommen erstreckt sich nach Norden bis Mittelschweden und Südnorwegen. Zu den Verbreitungsgebieten zählen Madeira, Algerien, Ägypten, Libyen, Marokko, Afghanistan, Zypern, Iran, Israel, Jordanien, Libanon, Syrien, Türkei, Armenien, Aserbaidschan, Georgien, Russland, Kasachstan, Dagestan, Kirgisistan, Tadschikistan, Turkmenistan, Usbekistan, Indien, Nepal, Bhutan, Dänemark, Finnland, Norwegen, Schweden, Irland, Vereinigtes Königreich, Belgien, Niederlande, Deutschland, Österreich, Schweiz, Italien, Frankreich, Portugal, Spanien, die ehemalige Tschechoslowakei, das ehemalige Jugoslawien, Ungarn, Polen, Weißrussland, die Baltischen Staaten, Moldawien, Ukraine, Albanien, Bulgarien, Rumänien und Griechenland[15].

Die Wilde Malve gedeiht auf trockenen, stick- und nährstoffreichen Böden bis in Höhenlagen von 1800 Meter. Man findet sie vor allem an Wegrändern und Zäunen, auf Ödland und in lichten Wäldern. Sie gilt als Kennart der Ordnung Onopordietalia acanthii (Eselsdistel-Fluren), kommt aber auch in Gesellschaften der Verbände Arction lappae (Klettenfluren) und Sisymbrion (kurzlebige Ruderalfluren) vor.[1][16]

Sven Schwarz

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