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Lebensraum Wiese

Die Acker-Witwenblume (Knautia arvensis), auch Wiesen-WitwenblumeNähkisselchen oder Wiesenskabiose genannt, ist eine Pflanzenart aus der Gattung der Witwenblumen (Knautia) in der Unterfamilie der Kardengewächse (Dipsacoideae).

Von H. Zell - Eigenes Werk, CC BY-SA 3.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=10552386
 

Vegetative Merkmale

Die Acker-Witwenblume ist eine sommergrüne, ausdauernde krautige Pflanze, die Wuchshöhen von 30 bis 80 Zentimetern erreicht. Es ist ein Rhizom als Überdauerungsorgan vorhanden. Ihr Stängel ist rückwärts mit steifen Härchen versehen.

Die gegenständigen Laubblätter sind meist fiederspaltig und erscheinen matt graugrün. Es sind keine Nebenblätter vorhanden.

Generative Merkmale

In rau behaarten, leicht gewölbten, köpfchenförmigen Blütenständen, die eine gemeinsame Hülle umgibt, sind keine Spreublätter enthalten. Die Blütenköpfchen enthalten bis zu 50 Blüten. Neben Pflanzenexemplaren mit zwittrigen Blüten gibt es auch rein weibliche Exemplare; es liegt also Gynodiözie vor.

Die Blüten sind vier- oder fünfzählig. Ihr Kelch ist mit acht bis 16 Borsten versehen. Die Kronblätter sind zu einer bis zu 9 Millimeter langen Kronröhre verwachsen, die in vier oder fünf Kronzipfel endet. Es sind zwei bis vier freie Staubblätter vorhanden. Der Pollen ist rötlich. Der Griffel endet in zwei Narben. Der unterständige, einfächrige Fruchtknoten enthält nur eine Samenanlage.

Die Achänen besitzen einen bleibenden Kelch.

1350px Bombus sylvarum male Knautia arvensis Keila1

Von Ivar Leidus - Eigenes Werk, CC BY-SA 4.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=42533480

Ökologie

Bei der Acker-Witwenblume handelt es sich um einen mesomorphen Hemikryptophyten und eine Halbrosettenpflanze.

Blütenbiologisch handelt es sich beim Blütenstand um den „Körbchenblumen-Typ“. Die Blüten duften. Die Blüten sind immer vormännlich. Der Nektar ist durch eine Saftdecke geschützt, aber trotzdem auch kurzrüsseligen Insekten zugänglich. Zuerst öffnen und strecken sich nacheinander die Staubblätter, dann die Griffel. Als Bestäuber fungieren Bienen und diverse Schmetterlinge (so beispielsweise das Widderchen). Auch Selbstbestäubung kommt vor.

Die Achänen besitzen einen lang behaarten Außenkelch, der noch bis nach der Ablösung photosynthetisch aktiv ist, und weißen, borstenförmigen Kelchblättern sowie mit einem aus der Basis des Vorblatts gebildeten Ölkörper (Elaiosom) für die Ausbreitung durch Ameisen. Der Körbchenboden ist steif behaart und begünstigt die Ausbreitung der Diasporen als Tierstreuer. Auch Menschenausbreitung kommt vor. Die Achänen sind bis über 35 Jahre keimfähig. Die Fruchtreife liegt im September.

Vorkommen

Das ursprüngliche Verbreitungsgebiet der Acker-Witwenblume umfasst Europa, den Kaukasusraum, Kasachstan und das westliche Sibirien.[2] Sie kommt auch in Tunesien vor.[3] Im östlichen Sibirien, in Argentinien und in Nordamerika ist sie ein Neophyt.[2] Der Verbreitungsschwerpunkt liegt in den westlichen Gebieten Europas bis in Höhenlagen von 1500 Metern. In den Allgäuer Alpen steigt sie im Vorarlberger Teil zwischen Berbigen-Vorsäß und Stoggenalpe bis zu einer Höhenlage von 1250 Metern auf.[4]

Die Acker-Witwenblume ist überall in Mitteleuropa auf nährstoffreichen Wiesen, an Wegrändern, auf Halbtrockenrasen oder extensiv bewirtschafteten Äckern zu finden. Sie ist „basenhold“, d. h. sie gedeiht am besten auf basischen Böden. Nach Oberdorfer gedeiht sie in Mitteleuropa auf frischen bis mäßig trockenen, nährstoff- und basenreichen, schwach sauren bis milden, mehr oder weniger humosen, lockeren, mittelgründigen bis tiefgründigen Lehmböden ohne Staunässe.[1] Sie ist eine Charakterart der Ordnung Arrhenatheretalia, kommt aber auch in Pflanzengesellschaften des Verbands Mesobromion vor.[1]

Systematik

Die Erstveröffentlichung erfolgte 1759 unter dem Namen (Basionym) Scabiosa arvensis Carl von Linné. Die Neukombination zu Knautia arvensis (L.) DC. wurde durch Thomas Coulter veröffentlicht. Weitere Synonyme für Knautia arvensis (L.) DC. sind: Scabiosa collina F.W.SchmidtScabiosa polymorpha F.W.SchmidtTrichera arvensis (L.) Schrad.Trichera timeroyi (Jord.) NymanTrichera arvensis subsp. timeroyi (Jord.) NymanKnautia timeroyi Jord.Knautia avernica Chass. & SzabóKnautia boderei SzabóKnautia borderei SzabóKnautia catalaunica SzabóKnautia purpurea subsp. timeroyi (Jord.) P.Fourn.Knautia arvensis var. pseudolongifolia SzabóKnautia arvensis subsp. polymorpha (F.W.Schmidt) O.SchwarzKnautia arvensis subsp. pratensis RouyKnautia arvensis subsp. pseudolongifolia (Szabó) O.Schwarz.[3]

Je nach Autor werden mehrere Unterarten unterschieden:[3]

  • Gewöhnliche Acker-Witwenblume (Knautia arvensis (L.) DC. subsp. arvensis) Laubblätter kahl oder behaart, Stängelhaare derb, am Grund oft rötlich; sie ist tetraploid. Sie kommt in TunesienSpanienÖsterreichTschechien, in der Slowakei, in SlowenienKroatienUngarn und Rumänien vor.[3]
  • Knautia arvensis subsp. collina (Duby) Bonnier: Sie kommt nur in Spanien vor.[3]
  • Pannonische Acker-Witwenblume (Knautia arvensis subsp. pannonica (Heuff.) O.Schwarz, Syn.: Knautia pannonica Heuff.Knautia arvensis var. budensis (Simonk.) Szabó):[3] Die Laubblätter sind graufilzig behaart, Stängelhaare sind fein, am Grund grünlich; sie ist diploid; Vorkommen in Österreich in NiederösterreichOberösterreichWien und Burgenland.
  • Knautia arvensis subsp. rosea (Baumg.) Soó (Syn.: Knautia bosniaca (Conrath) BorbásKnautia dumetorum Heuff.Scabiosa arvensis var. rosea Baumg.): Sie ist von Mitteleuropa bis Südeuropa und Südosteuropa verbreitet.[3]
  • Knautia arvensis subsp. rupicola (Willk.) O.Bolòs, Vigo, Masalles & Ninot (Syn.: Trichera subscaposa var. rupicola Willk.): Diese Neukombination erfolgte 1990. Sie kommt nur in Spanien vor.[3]
  • Knautia arvensis subsp. serpentinicola Smejkal: Dieser Endemit kommt nur in Tschechien vor.[3]

Verwendung

Angeblich wurde die Art, wie andere aus der Verwandtschaft, in früheren Jahrhunderten als Medizin gegen die Krätze verwendet.[5] Die Inhaltsstoffe sind aber unzureichend erforscht, neuere Untersuchungen dazu fehlen. Im Rahmen eines Forschungsprojekts der Europäischen Union über Inhaltsstoffe von Weidepflanzen und ihren möglichen Nutzen in der Ernährung von Wiederkäuern wurde getestet, ob die Art geeignet ist, aus ihr antibiotisch wirksamen Futterzusätze für Rinder zu gewinnen. Dazu wurden insbesondere phenolische Komponenten analysiert.[6][7]

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